„Ich hab mir vorstellen können, dass sich das so gut entwickelt“

Interview Heinz Schneckenaichner

Anfang 2017 verstarb der Cordial Gründer und langjährige Geschäftsführer, Herr Heinz Schneckenaichner, unerwartet im Alter von 79 Jahren. In seinem Gedenken veröffentlichen wir ein Gespräch, das sein Nachfolger François Rousies anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums 2015 mit ihm geführt hat.

1995 entschloss sich Heinz Schneckenaichner eine Firma für Kabel zu gründen: Cordial. Damit legte der Münchener Kaufmann den Grundstein für eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die inzwischen von seinem Nachfolger François Rousies fortgeschrieben wird. Anlässlich des Firmen-Jubiläums traf sich der Gründer mit dem neuen Firmen-Eigentümer zu einem hochinteressanten Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Cordial.

François Rousies: Lieber Herr Schneckenaichner, wie haben Sie begonnen mit Cordial?

Heinz Schneckenaichner: Seit den 1950er Jahren hatte ich für die Firma Adam gearbeitet, wo wir Mitte der 1970er Jahre, als ich dort dann Geschäftsführer war, mit der Kabelkonfektionierung begonnen haben. Damals haben wir mit unserer Meterware und Stecker unseres langjährigen Partners Neutrik ein erstes, eigenes, konfektioniertes Kabel aufgelegt. Und dann kam die Firma Sennheiser ins Spiel. Die brauchte für ihre Mikrofone nicht nur Stecker, sondern auch gleich das passende Kabel, um diese fertigen Produkte erfolgreich in den Handel zu bringen. Diese Kabel haben wir bei Adam dann unter dem Namen „Audiokabel“ gefertigt. Das war einer der entscheidenden Schritte für die Gründung von Cordial am 12. Januar 1995.

Rousies: Und der Name Cordial? Wie sind Sie auf den gekommen?

Schneckenaichner: Ach, da haben wir lange hin und her überlegt. Und nach vielen, nicht gelungenen Ansätzen 
sind wir dann auf die Idee mit dem englischen Begriff für Kabel gekommen, also auf „cord“. Und eines Tages ist dann einem Kollegen von mir „Cordial“ eingefallen.

Rousies: Heute, 20 Jahre später, bestehen wir im Markt, weil wir – nicht zuletzt aufgrund unserer reichhaltigen Erfahrung – eine Qualität liefern können, die nicht jeder mal eben so einfach kopieren kann. Der Name Cordial hat einen exzellenten Ruf. Die Leute kaufen eben nicht einfach nur ein Kabel. Sie kaufen Cordial.

Schneckenaichner: Das ist auch gut so. Aber es war und ist ja nicht allein die Qualität der Produkte, die Cordial zum Marktführer hat werden lassen …

Rousies: Richtig. Neben der Qualität unserer Produkte, sind für uns die stets fairen Aussagen gegenüber unseren Kunden und die hervorragenden, gewachsenen Beziehungen zum Handel besonders wichtig.

Schneckenaichner: Anders geht‘s auch gar nicht. (Pause.) Und was ist das hier für ein Kabel? (Er nimmt das weiße Snow-Kabel, das auf dem Tisch liegt, in die Hand.)
„Das hilft uns, die Ersten und Besten am Markt zu sein.“

Rousies: Das ist unser neues Snow-Kabel. Ganz in Weiß. Für Apple-Liebhaber und Stilbewusste. Es verkauft sich super.

Schneckenaichner: Weiße Kabel hatten wir damals nicht, aber ansonsten alle Farben. Ich erinnere mich an Lila, Türkis – das würde heute kein Mensch mehr nehmen.

Rousies: Haben Sie sich 1995 vorstellen können, dass sich Cordial so positiv entwickelt?

Schneckenaichner: Ja, ich hab mir schon vorstellen können, dass sich Cordial so gut entwickelt. Und als Sie nach der Abtrennung von Adam im Herbst 2005 die Geschäftsführung übernommen haben, war ich nicht weniger zuversichtlich. Jetzt sind Sie nach dem Management-buy-out ja sogar Inhaber. Es ist schön zu sehen, dass die Firma ihre Position als Marktführer im Kabelkonfektions- und MI-Bereich nicht nur gehalten, sondern auch ausgebaut hat.

Rousies: Danke für die Blumen, Herr Schneckenaichner – aber Sie haben auch sehr gute Vorarbeit geleistet. Und die Grundeinstellung der Firma, ihre Philosophie habe ich nicht geändert. Wir haben uns weiterentwickelt. Heute muss man
als Unternehmen in den sozialen Medien präsent sein – das ist ein ganz anderes Marketing. Wir haben uns nicht nur in dieser Hinsicht angepasst, sondern haben unser Ohr immer am Markt, damit wir unsere sehr enge Beziehung zu unseren Endkunden behaupten können. Insofern wissen wir sehr früh, welche Produkte unsere Kunden benötigen, welche Trends da sind. Das hilft uns, die Ersten und Besten am Markt zu sein.

Schneckenaichner: Und um – wie wir das damals mal formuliert haben – erstklassige Qualität zu fairen Preisen anbieten zu können.

Rousies: Wir haben inzwischen den Markenauftritt verfeinert und uns eine zeitgemäße Corporate Identity gegeben. Aber damit allein ist es natürlich nicht getan. Heute wird eine hohe Qualität vorausgesetzt, wenn man eine Marke wie Cordial kauft. Statt auf Impedanz, Dämpfung und Signalstärke legt ein immer höherer Anteil der Kunden vermehrt Wert auf die sogenannten Soft Facts.

Schneckenaichner: Das ist wirklich anders als zu meiner Zeit. Und was interessiert die Kunden?

Rousies: Denen ist es auch wichtig, dass Cordial ein ver-
lässlicher Logistikpartner ist: Der Kunde denkt kostenbewusst, aber er möchte die Ware auch umgehend geliefert bekommen – dorthin, wo er sie braucht. Darüber hinaus 
ist es wichtiger geworden, den Kunden perfekt zu beraten, ihm das für seine Zwecke perfekte Produkt zu empfehlen

Schneckenaichner: Stimmt es eigentlich, was ich gehört habe, dass die Cordial-Verpackungen recyclebar sind?

Rousies: Ja, ja. Sie sind biologisch abbaubar, können kompostiert werden. In ihnen sind keine giftigen Kunststoffe enthalten. Auch das ist heute Cordial!

Schneckenaichner: Plastik haben wir damals allerdings auch weitestgehend vermieden. Wir haben damals bei der Verpackung überwiegend auf Karton gesetzt. Aber, Herr Rousies, mich würde mal interessieren, wo Sie mit Cordial 
in 20 Jahren stehen möchten?

Rousies: Wir werden nichts Grundlegendes ändern in den kommenden Jahren. Natürlich steigen wir heute schon 
stärker in andere Bereiche ein, wie etwa Pro-Audio. Und 
wir sind in einigen Ländern ja bereits Marktführer, aber mein Traum ist, dass wir unseren Erfolg auch außerhalb des europäischen Kontinents fortsetzen.

Schneckenaichner: Welche Märkte haben Sie da im Visier?

Rousies: Der amerikanische Kontinent – also nicht nur die USA. Und ich denke auch, dass Teile von Afrika in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren ein Thema für uns werden. Insgesamt sehe ich Cordial als den Kabel-Partner weltweit im Licht-, Audio- und Videobereich. Und wir werden nicht mehr nur allein ein Vertrieb, sondern immer mehr ein Dienstleister der Musik, des Tons sein. Das ist meine Vision. Das ist mein Ziel.